Antrag zu TOP 6.7 "Gendergerechte Benennung von Straßen"

Scharnhorst
20.02.2022 – Antrag

Antrag zur Sitzung der Bezirksvertretung Scharnhorst am 15.03.2022

Gendergerechte Benennung von Straßen

Sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister Gollnick,

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der BV Dortmund-Scharnhorst bittet, den folgenden Antrag in die Tagesordnung der kommenden Sitzung aufzunehmen und zur Beratung und Beschlussfassung zu stellen.

Antrag:

1. Der Bürgermeister und die Bezirksvertretung unterstützen die sukzessive Herstellung der Geschlechtergerechtigkeit bei der Benennung von Straßen und öffentlichen Plätzen in Scharnhorst.

2. Um langfristig eine paritätische Benennung und damit eine Anpassung an die gesellschaftliche Wirklichkeit zu erreichen, werden - sofern Personenbenennungen gewünscht sind - in Scharnhorst Verkehrsflächen und öffentliche Plätze zukünftig vorzugsweise nach Frauen oder diversen Personen mit Vor- und Zunamen benannt. Davon soll nur in begründeten Fällen im öffentlichen Interesse abgewichen werden, z.B. wenn zur Weiterführung eines Namensgebiets keine entsprechende Person mehr infrage kommt.

3. Die Verwaltung wird beauftragt, der Bezirksvertretung regelmäßig eine Aufstellung über die Repräsentanz der Geschlechter in der Namensgebung im öffentlichen Raum zur Kenntnis zu geben.

4. Die Verwaltung wird beauftragt, zur Unterstützung der BV, eine entsprechende Vorschlagsliste mit geeigneten überregionalen und lokalen Namen mit Bezug zur Ortsgeschichte mithilfe der Gleichstellungsstelle und des Stadtarchivs zu erstellen.

5. Nach erfolgter Benennung sollen kurze Erklärungen als Info-Tafeln an den Straßeneinmündungen auf die Personen und ihre Bedeutung hinweisen.

Begründung

Straßennamen dienen nicht nur der Orientierung. Sie erzählen Geschichten, erinnern an besondere Ereignisse und ehren wichtige Persönlichkeiten. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass in Städten und Gemeinden deutlich mehr Männernamen eingeschrieben wurden und werden als Frauennamen. Dabei hat die Benennung öffentlicher Straßen und Plätze im kollektiven Gedächtnis eine wichtige politische Bedeutung - nicht nur für die Konstruktion des individuellen historischen Bewusstseins, sondern auch im Sinne einer identitätssichernden Funktion. Wie in ganz Deutschland sind auch in Dortmund die Straßennamen Ausdruck des jahrhundertelangen Gefälles zwischen den Geschlechtern. Das Ungleichgewicht ist eklatant. Die im Juni 2001 veröffentlichte Broschüre „Durch Raum und Zeit. Dortmund: Frauen, Namen, Straßen“ informiert, dass es vor 20 Jahren in Dortmund rund 3.500 Straßen gab, von denen ca. 1 000 nach Männern benannt, aber nur rund 100 mit Frauenleben zu tun hatten oder nach Frauen benannt waren. Die Broschüre wies damals darauf hin, dass die Leistungen von Frauen nicht geschlechterdemokratisch behandelt würden und es wünschenswert sei, der Präsenz von Frauengeschichte in Form von Denkmälern, Gedenktafeln, Kunst sowie Gebäude- und Straßennamen mehr Raum im Bewusstsein der Bürger*innen sowie der Politik zu geben. Eine Anfrage zum Sachstand der aktuellen Situation hat deutlich gemacht, dass sich das historisch bedingte Ungleichgewicht bei der geschlechtergerechten Namensgebung im öffentlichen Raum in den vergangenen 20 Jahren in Dortmund allerdings kaum verändert hat.

Mit freundlichen Grüßen

gez.
Marc Schmitt-Weigand
Fraktionsvorsitzender Bündnis90/Die Grünen